St. Marienkirche Delve

Delve St. MarienkircheDer Legende zufolge waren sich Marsch- und Geestleute zu Beginn des 13.Jahrhunderts uneinig, wo die Kirche erbaut werden sollte. Daraufhin nahm man eine Stute, band ein Marienbildnis auf ihren Rücken und beschloss, die Kirche dort zu errichten, wo das Pferd am nächsten Tag beim Grasen gefunden werden würde. Und dort steht nun seit fast 800 Jahren die spätromanische Feldstein-Kirche, die über viele Jahrhunderte auch die Funktion einer Grenzfestung übernommen hatte.

Die Bronzetaufe (um 1300) mit Fußring, vier Trägerfiguren und kesselförmiger Kuppa ist das älteste Inventar der Kirche, wie auch der schöne Abendsmahlkelch, geschmückt mit üppigem Lorbeer. Bemerkenswert ist auch die geschnitzte Kreuzigungsgruppe – links neben dem Chorbogen. Sie ist über 600 Jahre alt. Die Kanzel mit reichbeschnitztem fünfseitigem Korb und Inschriften in mittelniederdeutscher Sprache stammt aus dem Jahr 1618. Der Altar, 1652 von Henning Claussen aus Neuenkirchen im Stil des Knorpelbarock geschnitzt, zeigt als Freifiguren die Evangelisten, Moses und Johannes den Täufer, dazu Jesus als sitzenden Schmerzensmann und als Weltenherrscher. Zu den zahlreichen Kunstschätzen gehören auch die drei Votivschiffe (das älteste von 1783 ist die Eindeckskorvette „Goldener Hirsch“), die über dem Mittelgang schweben und auf Delves Vergangenheit als Schifferdorf hinweisen. Die jetzige Orgel der Firma Paschen wurde 1976 eingeweiht.

Eine Besonderheit stellt der „Delver Passionsweg“ dar, ein kurzer Pilgerpfad, der seit Juli 2008 auf 3,2 km Länge mit zehn Sitzbank-Stationen rund um die Kirche führt.

Eine kuriose Geschichte ist mit dem Gemälde an der Südwestwand verbunden, das die beinahe vollzogene Opferung Isaaks darstellt (undatierte Kopie nach Rembrandt). Es wurde der Kirchengemeinde 1904 von einem früheren Delver Bürger geschenkt, der in der Fremde zu Wohlstand gekommen war. Doch der damalige Pastor Lühr fand, dass das Bild die Bereitschaft zum Menschenopfer viel zu drastisch betonte, und wollte es deshalb nicht in der Kirche dulden. Der Kompromissvorschlag, den Stifter um ein anderes Gemälde zu bitten, scheiterte, weil der Stifter die Anfrage verständlicherweise abschlägig beschied. Daraufhin entfernte Pastor Lühr das Bild vor jedem Gottesdienst. Als von vorgesetzter Stelle angeordnet wurde, dass das Gemälde zu bleiben hätte, verweigerte der Pastor seiner Gemeinde sogar –per Aushang- den Gottesdienst und verließ Delve bald ganz. Aber Mitte der zwanziger Jahre folgte er aus Berlin einer Einladung ehemaliger Konfirmanden und es kam zu einem versöhnlichen Treffen.

Dieser „Delver Bilderstreit“ rief ein deutschlandweites Presse-Echo hervor und so viele Menschen wollten das umkämpfte Gemälde selber sehen, dass die zu Pfingsten 1905 gerade eingerichtete Schmalspurbahn von Heide aus Sonderzüge einsetzen musste!
Text: Jochen Bufe

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